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Exit Europe

Exit Europe

Radikalisierungsprävention ist inzwischen in ganz Europa zu einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung geworden, denn viele europäische Länder sehen sich derzeit konfrontiert mit menschenfeindlichen Haltungen, Rechtsextremismus und/oder religiös begründetem Extremismus. Dabei sind zivilgesellschaftliche Strukturen und die Professionalisierung in der Distanzierungs- und Ausstiegsarbeit in den Ländern Europas unterschiedlich weit entwickelt. Im Rahmen des europäischen Projektes Exit Europe möchte die TGS-H zusammen mit Cultures Interactive e.V. (CI), koordiniert durch das Bundesministerium für Inneres in Österreich, dazu beitragen, zivilgesellschaftliche Träger weiter zu qualifizieren, um diese auf die Aufgabe der Distanzierungs- und Ausstiegsarbeit vorzubereiten. Der Aufbau lokal verankerter Ausstiegsprogramme in Italien, der Slowakei, Frankreich, Deutschland und Österreich wird dadurch aktiv gefördert und unterstützt. Das Projekt Exit Europe strebt dabei explizit eine extremismusübergreifende Perspektive an, die sich dann in der Arbeit vor allem durch psychosoziale und systemische Herangehensweisen wiederfindet.

Mit dem Aufbau von lokalen PVE/CVE-Netzwerken in den Partnerländern nach dem Modell des Österreichischen „Bundesweiten Netzwerks Extremismusprävention und Deradikalisierung“ wird ein struktureller Rahmen geschaffen, der über Kooperation zwischen zivilgesellschaftlihen Akteuren, Sicherheitsbehörden und anderen Stakeholdern die Implementierung und Koordinierung von ganzheitlichen Maßnahmen im Bereich der Extremismusprävention gewährleistet. Mit dieser gesamtgesellschaftlichen Vernetzungarbeit können Maßnahmen zum schrittweisen Ausstieg/ Distanzierung, sowie zur Rehabilitation/ Re-Integration in die Gesellschaft längerfristig und auch nach Projektende ermöglicht werden.

Handbuch und Weiterbildung

Im Rahmen des Projektes ist die TGS-H eine von acht Konsortiumpartner_innen und ist zuständig für die Erst- bzw. Weiterqualifikation der zivilgesellschaftlichen Träger in den Partnerländern. Im Zuge dessen erhalten die Mitarbeitenden der zivilgesellschaftlichen Träger zweitägige Fortbildungen, die als Einführung in die Distanzierungs- und Ausstiegsarbeit betrachtet werden können. Die inhaltliche Ausrichtung der Fortbildungen ist weitestgehend identisch, setzt jedoch auch bei den individuellen Bedarfen sowie den bereits vorhandenen Kompetenzen und Erfahrungen vor Ort an. Durchgeführt werden die Schulungen immer zu zweit durch erfahrene Trainer_innen und Ausstiegsbegleiter_innen aus Deutschland und Schweden.

Als Grundlage für die Fortbildungen dient ein von der TGS-H und Harald Weilnböck (CI, im Projektauftrag des BMI) geschriebenes Handbuch (Exit Training Manual). Das Manual dient weniger dazu, Themen wie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Hasskriminalität oder Extremismus aufzuarbeiten, vielmehr werden konkret Ideen zur Vermittlung von Kompetenzen im Bereich der Distanzierungs- und Ausstiegsarbeit aufgezeigt. So umfasst das Handbuch u.a. Kapitel zur theoretischen und praktischen Vermittlung von Radikalisierungsursachen und –prozessen, Übungen zur Reflexion der eigenen Haltung und verschiedenste Ansätze der Beratungsarbeit. Aufgrund der Erfahrungen der TGS-H sind dabei v.a. auch zahlreiche systemische Methoden in das Handbuch eingeflossen. Neben der TGS-H und CI waren vier weitere deutsche Expert_innen (spätere Trainer_innen), sowie ein schwedischer Experte aus dem Bereich des Rechtsextremismus und des religiös begründeten Extremismus in der Entwicklung des Handbuches involviert. Darüber hinaus begleiteten Mitarbeitende aus dem Bundesministerium für Inneres in Österreich, und die Universität Brüssel (Vrije Universiteit Brussel) die Erstellung. Sie brachten sich inhaltlich mit ihrer Fachexpertise und  besonders im Bereich der Datenschutzverordnung für Informationsaustausch in der Ausstiegsarbeit im Projekt aktiv ein.

Begleitung und Beratung in der Distanzierungsarbeit

Natürlich macht eine zweitägige Fortbildung bzw. Training noch keine Ausstiegsbegleiter_innen. Es können hierbei lediglich erste Grundlagen und methodische Ideen vermittelt werden. Um die Distanzierungs- und Ausstiegsbegleiter_innen vor Ort weiter zu unterstützen, stehen die TGS-H und CI den Mitarbeitenden vor Ort für Fragen zur Arbeit mit Klient_innen im Rahmen von Online-Supervisionen und Konsortiummeetings zur Verfügung. Zusätzlich plant die TGS-H, mit den Expert_innen/Trainer_innen, die bereits im Projekt mitgewirkt haben, Webinare zu erstellen, die zusätzliches methodisches Wissen in die Teams vor Ort tragen, um sie in ihrer Arbeit zu stärken.

Die TGS-H übernimmt damit Verantwortung für einen der zentralen Bausteine des Projektes und freut sich, ihre Erfahrungen im Bereich der Distanzierungs- und Ausstiegsarbeit an andere Träger europaweit weitergeben zu dürfen.

Dieses Projekt wird gefördert vom ‚Internal Security Fund – Police‘ der Europäischen Union.